Ursprung des Namens

Im Juni 1982 waren Gerard Frei und Irene Frei in Rumtek bei den Einäscherungszeremonien des 16. Karmapa. Sie trafen dabei Shamar Rinpoche und baten ihn um seine Unterstützung für das Projekt, das verlassene Bergdorf Bordo im Valle Antrona wieder aufzubauen und dort eine auf den Dharma ausgerichtete Gemeinschaft zu gründen. Shamar Rinpoche war begeistert vom Plan, an diesem abgelegenen Ort ein Laienzentrum zu gründen. Er gab dem Projekt seinen Segen und den Namen ‚Karma Dechen Yangtse‘.

Damit wurde der spirituelle Grundstein für ein Vorhaben gelegt, das bis heute nicht nur die Bewohnerinnen, Besuchenden und Freunde in Atem gehalten hat und hält, sondern das weite Kreise zog und während Jahrzehnten für zahlreiche Projekte und Lebensläufe Inspiration war. Wie viele sind in diesen mehr als 40 Jahren in Bordo mit dem Dharma in Berührung gekommen? Wie viele wurden von einer sich ständig transformierenden Gemeinschaft inspiriert? Wie viele haben sich bei einem Aufenthalt zurückbesonnen und erkannt, dass ein einfacherer und essenzieller Lebensstil ihnen mehr Befriedigung und Erfüllung geben würde? Wie viele haben einen Dharmakurs besucht oder Retreat gemacht und dann beschlossen, diesen Weg zu vertiefen und sich ganz der Praxis zu widmen?

Shamar Rinpoche blieb mit den Gründern und der Gemeinschaft auch später in Kontakt, unterstützte sie mit Ratschlägen und freute sich mit ihnen über die Konkretisierung und Entwicklung des Projektes.

Auszug aus dem Interview, das Irene Frei im April 1983 in Rumtek mit Shamar Rinpoche hatte:

Verehrter Sharmar Rinpoche

Sie haben uns von Anfang an viel Unterstützung, Führung und Segen gegeben, um das verlassene Dörfchen Bordo wieder aufzubauen und dort ein Dharma-Zentrum zu errichten. Was ist nach Ihrer Sicht das spezielle Potential dieses Projekts?

Rinpoche: Dies meine Vision zu diesem Dorf, in dem ihr ein kleines Dharma-Dorf verwirklicht: es wird sehr hilfreich sein für Leute, die durch samsarische Probleme grosses Leiden erfahren, die keine Möglichkeit haben, sich selbst zu befreien und ihre Schwierigkeiten loszulassen. Sie können hierher kommen, um den Frieden der Natur zu erfahren und den Weg kennenzulernen, wie Buddha-Erleuchtung verwirklicht wird.

Bitte geben Sie eine kurze Erklärung des Namens KARMA DECHEN YANGTSE.

Rinpoche: Dies ist sehr gut, ja ausserordentlich. Der 3. Karmapa hatte ein grosses Retreatzentrum in Tibet mit diesem Namen. So gab ich euch den seltenen Namen. Dechen Yangtse heisst ganz grosse Glückseligkeit. So wird dies ein ganz starkes Reines Land sein für Praktizierende, welches viel Aktivität von Karmapas Bodhisattva-Kraft- und Mitgefühl haben wird. Es wird ein starkes Karma-Kamtsang-Zentrum werden. Ich wünschte dieses Resultat zu bewirken, als Gerhardt zu mir kam, um die Zuflucht zu erhalten und ich forderte ihn auf, dies zu tun. Er und viele andere Dharmastudenten gaben schon viel Energie für dieses Projekt.

Was ist der Nutzen von praktischen erdgebundenen Aufgaben wie Garten-, Küchen und Bauarbeiten, das Erziehen von Kindern etc. für unsere spirituelle Entwicklung?

Rinpoche: Um euch zu reinigen sollt ihr einen starken, freundlichen, liebevollen und mitfühlenden Geist haben, für andere statt an euch selber zu denken. Motivation zu haben um anderen zu helfen genügt nicht. Ihr sollt viel von eurer Energie opfern, um so einen nutzbringenden Platz für andere zu schaffen. Alle eure starken Anstrengungen, andern Vorteile zu bringen, enthalten Eure Reinigungspraxis. Dieses Ziel wird jede Meditationspraxis, die ihr tut, wirklich gedeihen lassen…. Dies wird den Platz sehr wunderbar machen und muss den Geist klären. Leute können sich dann gut entspannen. Dies wird euch Interesse geben zu praktizieren und es wird hier in diesem Gebiet besser gehen als in der überfüllten Stadt.

Ein Rückblick auf die vergangenen 40 Jahre zeigt, wie viele Menschen an der Verwirklichung dieser Wünsche beteiligt waren. Sie haben das verlassene Bergdorf aufgebaut, oft hoch realisierte Lehrerinnen und Lehrer eingeladen, die Dorfstrukturen und die umgebenden Mauern gepflegt und verbessert, Internet, Homepage und Solaranlagen installiert und sich im täglichen Zusammensein an den buddhistischen Grundsätzen orientiert, auf deren Grundlagen das Projekt aufgebaut ist.

Nach gut 20 Jahren wurde die spirituelle Ausrichtung in der Karma Kagyu Tradition weiter vertieft durch die Besuche des 17. Karmapa Trinley Thaye Dorje und von Künsig Shamar Rinpoche, nach dessen Besuch die Cooperativa Bordo entschied, sich der neu gegründeten Bodhi Path Bewegung anzuschliessen. Das Bodhi Path Curriculum mit einer Ausrichtung auf stille Meditation, Geistesschulung (Lojong) und die Chenresig Praxis erlaubt es allen Interessierten im Dorf, an den täglichen Meditationen teilzunehmen. Eine Vertiefung der Praxis ist möglich bei den zahlreichen Dharmakursen und Retreats, die von Frühjahr bis Herbst stattfinden. Der Dharmabereich ist aber auch offen für Einzelretreats für erfahrene Praktizierende aller buddhistischen Richtungen.